Nichtraucher in 12 Wochen ohne Entzug?
Experiment nach 8 Wochen abgebrochen – Ich bin jetzt Nichtraucher! 22.01.2018
Wer mich kennt, weiß, dass ich zu den leidenschaftlichen Rauchern gehörte. Obwohl ich natürlich wie jeder andere Raucher auch über die gesundheitlichen Nachteile Bescheid wusste, rauchte ich ohne jegliches schlechtes Gewissen meine knapp 15 bis 20 Zigaretten pro Tag und das seit Jahrzehnten, zwei längere Rauchpausen miteingerechnet.
Vor 10 Jahren habe ich von einem Tag auf den anderen mit der Willenskraft-Methode aufgehört und mich für knapp zwei Jahre von den Zigaretten verabschiedet. Gut gegangen ist es mir dabei nicht sonderlich, weil ich fast pausenlos das Gefühl hatte, dass ich mich selbst auf Diät gesetzt habe und ich nicht mehr rauchen DARF. Dank Willenskraft ist es mir dennoch gelungen, zwei Jahre diesem Mangelgefühl entgegenzusteuern bis ich dann eines Tages wieder nach einem Ereignis, dass mich mental aus der Bahn geworfen hat, zur Zigarette griff und ich wieder froh und munter weiterrauchte. Das Gefühl dabei: Endlich bist du wieder da, meine geliebte Zigarette!
Als ich dann viele Jahre später überraschend schwanger wurde, ließ ich mich von meinem ayurvedischen Hausarzt beraten. Der Gedanke, dass ich jetzt von einem Tag auf den anderen aufhören musste, in einer Situation, in der ich auch noch einigen anderen heftigen Stressfaktoren ausgesetzt war, machte mich komplett unrund und nervös. Mein Hausarzt stellte mir eine sanfte Methode vor, die sowohl psychisch als auch physisch leicht zu schaffen und auch für mein Baby die am wenigsten schädlichste Variante wäre. Es gab keine körperlichen, aber vor allem keine psychischen Entzugserscheinungen. Ich wollte mir und meinem Kind jeglichen Stress ersparen und war erleichtert, dass ich nicht sofort auf die Minute aufhören musste.
Ausgehend von meinen damals fünfzehn bis fünfundzwanzig Zigaretten, die ich täglich geraucht habe und in Anbetracht dessen, dass ich möglichst schnell aufhören sollte wegen meiner Schwangerschaft, startete ich das Programm wie folgt:
Ich durfte sieben Zigaretten täglich eine Woche lang rauchen, danach eine Woche nur noch fünf Zigaretten pro Tag, dann drei, dann zwei, dann eine täglich. Fünf Wochen hatte ich nun also Zeit mich und meinen Körper auf das Nichtrauchen einzustellen. Es hörte sich gut an und FUNKTIONIERTE. Die letzte Woche, in der eine Zigarette pro Tag erlaubt war, zog ich nur noch ein einziges Mal an. Ich hatte mich bereits an das Nichtrauchen gewöhnt und es schmeckte mir einfach nicht mehr. Während der ganzen Schwangerschaft und der Stillzeit war ich mental auf Nichtrauchen eingestellt bis zu dem Tag, an dem mein Kind sich selbst abstillte. Ich war wieder ein Individuum und durfte wieder alles essen und trinken, was ich wollte und vor allem: ich durfte wieder rauchen ohne dass ich mein Kind damit gefährdete. Tags darauf kaufte ich mir schon meine erste Packung und ich genoss jede einzelne Zigarette. Das Gefühl dabei, welch Überraschung: Endlich bist du wieder da, meine geliebte Zigarette.
Viele in meinem Umfeld fragten mich, warum ich mir das wieder antat. Aber der Grund war eigentlich ganz einfach erklärt: Ich hörte wegen meinem Kind auf, nicht wegen mir. Ich fühlte mich als Raucher, der eben jetzt aus Verantwortungsbewusstsein während der Schwangerschaft und Stillzeit aufhörte, danach aber wieder anfangen konnte. Meine Zwangsdiät sozusagen war jetzt vorbei.
Im Oktober letzten Jahres während meines täglichem zehnminütigen „Zeit für mich“-Rituals kam mir plötzlich DER Gedanke: „Hör auf zu Rauchen“! Ehrlich gesagt war ich etwas geschockt. Die Nichtraucher unter meinen Lesern werden das wohl nie verstehen können, aber man muss wissen, was eine Zigarette für einen Raucher wie mich bedeutete:
- Die Zigarette begleitet mich wie eine beste Freundin. Sie ist auch überall dabei und verlässt mich nie.
- Egal ob ich gut drauf bin, gelangweilt, einsam, verliebt oder in Weltuntergangsstimmung: die Zigarette ist bei allen emotionalen Up´s und Down´s an meiner Seite.
Abgesehen von den ganzen bekannten negativen Eigenschaften, die sie im Körper anrichtet macht sie vor allem eines aus energetischer Sicht: Die Zigarette verdrängt emotionalen Schmerz und vernebelt den Geist.
Gedanken, Gefühle, Ängste, Emotionen die an die Oberfläche kommen möchten, um von uns gesehen und aufgelöst zu werden, verdrängt die Zigarette wieder schön nach unten.
Und genau das wollte ich nicht mehr. An diesem Abend habe ich für mich beschlossen, das Rauchen aufzuhören. Ängste und Zweifel stiegen gleichzeitig in mir hoch. Wird es mir gelingen ohne Entzugserscheinungen? Werde ich mich trennen können, ohne dass ich jeden Tag das Bedürfnis habe, doch einen Zug zu machen? Was mache ich denn in der Zeit, in der ich nicht rauche? (Anm: das ist bei 15 Zigaretten am Tag gerechnet á 4 Minuten eine ganze Stunde Zeitersparnis!!!)
EIN PLAN MUSS HER!
In diesem Moment rauchte ich in etwa fünfzehn Zigaretten am Tag. Ich nahm mir vor, den darauffolgenden Sonntag mit zwölf Zigaretten pro Tag zu starten. Jeden Sonntag reduziere ich dann um eine Zigarette. Wenn alles gut geht, bin ich in genau zwölf Wochen Nichtraucher.
DIE VORBEREITUNG
Vera F. Birkenbihl hat mal in einem ihrer Bücher geschrieben, dass man alte Gewohnheiten, die man loswerden möchte am besten durch Neue ersetzt. In meinem Fall muss ich also immer, wenn ich das Bedürfnis nach einer Zigarette habe, etwas tun, das mich ablenkt.
Ich schreibe mir eine kleine Liste mit Dingen, die mir Freude machen und die ich mir angewöhnen werde. Eine meiner schlechten Gewohnheiten ist mein ambivalentes Verhältnis zum Essen und zum Kochen. Ich mag es nicht einkaufen zu gehen und kochen gehört auch nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Das will ich ändern, das werde ich auch ändern und das kommt gleich oben auf meine Liste:
- Nimm dein neues, indisches Kochbuch aus dem Regal und suche dir ein gesundes Rezept raus, das du kochen wirst. Geh IN RUHE einkaufen und kaufe alles Zutaten, die du dafür brauchst. Koche mit Liebe. DU HAST ZEIT GENUG!!!
- Morgens, wenn die Zigarette wegfällt gehe ins Bad und schmiere dir Pampe ins Gesicht (ich nehme mir nämlich so gut wie nie Zeit zum schminken, obwohl es mir gefällt)
- Nimm dein Yogabuch aus dem Schrank, suche dir eine Übung raus und wiederhole diese Übung drei mal (Dauer: in etwa eine Zigarettenlänge)
- Geh raus auf den Balkon und atme 2 bis 3 Minuten tief ein und aus. Lass deinen Gedanken freien Lauf und genieße die frische Luft.
- Nimm den Putzfetzen und wische endlich mal über die Fensterbank am Balkon (das hast du dir schon seit Monaten vorgenommen, faules Ding)
- Trage den Müll raus und atme bewusst!
- Lerne den Text deines momentanen Lieblingsliedes auswendig und singe! (Auch wenn du nicht die neue Whitney Houston bist am Pophimmel)
- Drehe die Musik auf und tanze! (Dauer: etwa eine Zigarettenlänge oder zwei oder drei ;-))
- Hast du heute schon dein Glas Zitronen-Honig-Wasser in Ruhe getrunken? TU ES!!
- Wolltest du nicht deinen Kleiderschrank mal ausmisten? TU ES!!
- Wolltest du nicht endlich dein Fotobuch vom letzten Urlaub fertigstellen? TU ES!!
DIE UMSETZUNG / WOCHE 12 – 9
Nachdem ich zur Trafikantin meines Vertrauens gefahren bin und mir ein paar Schachteln Zigaretten gekauft habe, zähle ich die Zigaretten zuhause und verpacke sie neu. Sieben Schachteln á zwölf Zigaretten bereite ich mir in der ersten Woche vor. Ich hab somit einen genauen Überblick wie viele Zigaretten ich noch zur Verfügung habe während des Tages und teile sie mir ein.
Die ersten 3 Wochen sind kein Problem, ab und an lasse ich eine aus aber es stört mich noch nicht wirklich. Meine Gedanken: Bald bin ich NICHTRAUCHER!
WOCHE 8 – 5
Huch, jetzt wird es aber schon etwas eng. Vor allem am Sonntag kommt ein leicht nervöses Gefühl in mir hoch. Die Zigaretten muss ich mir jetzt schon genau einteilen. Die Vormittagszigarette in meiner Pause wird jetzt ausgelassen, die Zigarette vor dem Mittagessen und nach dem Mittagessen fällt auch flach. Naja, dafür gibt es um drei zum Nachmittagskaffee noch eine mit Genuss. Und abends, wenn mein Kind schläft, darf ich dann auch noch die eine oder andere in Ruhe rauchen. Jipppiiieehh.
WOCHE 4 – 1
Es ist Sonntag und ich darf ab heute nur noch vier Zigaretten rauchen. Die wichtigste Zigarette ist noch immer die am frühen Morgen wenn noch alle im Haus schlafen. Der Weg zur Kaffeemaschine Richtung Balkon ist automatisiert und ich brauche das wirklich zum aufwachen. Wie wird das werden, wenn ich diese eine für mich so wichtige Zigarette nicht mehr rauchen kann? Zwei Tage lang beschäftigt mich genau diese Frage. Um das zu beantworten bleibt nur eines: Ausprobieren.
Ich stelle mich geistig darauf ein, dass ich es morgen mal versuchen werde, die erste Zigarette am Morgen auszulassen. Mal sehen, wie lange ich es schaffe, nicht zu rauchen. Erstaunlicherweise gelingt es mir recht gut und ich rauche meine erste Zigarette an diesem Tag erst um fünf Uhr abends. Ich freue mich schon drauf und nehme auf meinem geliebten Plätzchen auf meinem Balkon den ersten Zug. Und zu meiner Überraschung stelle ich fest: Sie schmeckt mir NICHT besonders gut!
Ich kann es nicht glauben, wie kann das sein? Ich recherchiere im Netz und finde eine interessante Erklärung eines Arztes. Der körperliche Entzug, bei Zigaretten erstaunlich gering, findet über Nacht statt. Wenn ich also morgens keine Zigarette rauche, dann bin ich quasi schon den ganzen darauffolgenden Tag auf Entzug und am Weg zum Nichtraucher. Jeder Raucher, der sich an seine allererste Zigarette erinnert, weiß, dass sie scheußlich geschmeckt hat. Man muss sich erst daran gewöhnen. Und ich war quasi durch dieses morgendliche Weglassen schon am Sprung zum Nichtraucherdasein. An diesem Abend rauchte ich noch zwei Zigaretten aber ich hatte es satt. Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken, wann ich welche Zigarette rauchen durfte, ich wollte endlich Nichtraucher sein. Eine Entscheidung musste her. Sollte ich das Experiment vorzeitig abbrechen? Schließlich durfte ich ja noch vier Wochen mit meinen „Freunden“ verbringen....
Ich packte meine übrigen Schachteln ein und übergab sie meiner Mutter. „Tu damit was du willst, ich bin jetzt NICHTRAUCHER“.
Genau diese Überzeugungen habe ich mir in meinem Kopf installiert: Ich bin NICHTRAUCHER. Ich tue dies aus freien Stücken und zwar meinetwegen. Ich bin UNABHÄNGIG und FREI!
Acht Wochen sind nun vergangen, seit dem ich die Entscheidung getroffen habe, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe die Situationen, mit denen das Rauchen verknüpft war von Woche zu Woche gelöst und sie mir sanft abgewöhnt.
KÖRPERLICHE UND MENTALE NEBENWIRKUNGEN:
Der erste rauchfreie Tag war komisch. Ich hatte oft das Gefühl, nicht zu wissen, was ich jetzt tun sollte. In diesem Fall nahm ich meine Liste zur Hand. Am zweiten Tag waren die Momente an die ich an eine Zigarette dachte schon deutlich weniger.
Mein Stoffwechsel brauchte ein paar Tage um sich umzustellen und sich selbst wieder zu aktivieren.
Die ersten Tage nach dem Aufhören aktivierte sich in meinem Körper ein Reinigungsprozess. Ich hatte ziemlich dunkle Augenringe, Hautunreinheiten im Gesicht und war permanent müde. Ich gähnte quasi von früh morgens bis spät abends. Ein Vollbad und frühes Schlafengehen schafften hier auch Abhilfe.
WAS SICH AUF DER GEISTIGEN EBENE ABSPIELT NACH DEM AUFHÖREN:
Die Gedanken (altes Mindset) „Wann kann ich wieder eine rauchen? Darf ich hier rauchen? Wo kann ich hier rauchen? Wie viel darf ich heute noch rauchen? Ich möchte eine rauchen?“ usw. in der Endlosschleife sind endlich weg.
EIN NEUES MINDSET MUSS HER!
Ich bin Nichtraucher! Genau das sind die Worte, die ich mir geistig immer wieder vor Augen hielt bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich nicht mehr darüber nachdachte ob ich zu den Rauchern, Ex-Rauchern oder Nicht-Rauchern gehörte. Ich steuerte also durch mein neues Mindset bewusst den alten Gedanken entgegen. Der Schalter im Hirn hat sich umgelegt.
Ich hatte weder das Gefühl, ich muss jetzt stark sein (Willenskraftmethode) um nicht zur Zigarette zurückzugreifen oder ich muss jetzt verantwortungsbewusst sein (sanftes Aufhören während der Schwangerschaft).
Ich habe diese Entscheidung für mich getroffen, weil das Rauchen nicht mehr zu mir, zu meinem Leben, zu meiner geistigen Einstellung und zu meiner inneren Überzeugung passt. Ich will frei sein. Körperlich und geistig. Ich will einen klaren Geist haben und nichts mehr in mir verdrängen, was gesehen werden will.
Dabei wollte ich mich aber auch keinerlei Stresssituation aussetzen. Und es ist mir gelungen. Ob ich jemals wieder zu Rauchen beginne, kann ich nicht sagen. Alles im Leben ist Veränderung und wer weiß was die Zukunft bringt. Bis jetzt habe ich mir und meinem Körper schon gutes getan, indem ich kein Gift mehr einatme.
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Isolde